Sterne über Donaueschingen: Die Internationalen Drachentage lockten rund 300 der besten Piloten an den Nylonschnüren auf die Baar. 25000 Besucher sahen bei herrlichem Sommerwetter eine farbenfrohe Vorstellung am Himmel.
Mit Weltklasse-Pferdesport verknüpft man traditionell den Namen Donaueschingen, als Bier- und Donauquelle ist die Baarstadt populär, als Adels-Adresse und weltweit auch als Uraufführungsbühne zeitgenössischer Tonkunst. Allmählich aber reifen noch weitere Blüten im Strauß der Ereignisse, mit dem sich Donaueschingen schmückt: Auch eines der bedeutendsten Poloturniere der Republik etabliert sich dort gerade. Und zum klingenden Begriff in der Drachensport-Szene wird der weitläufige Donaueschinger Flugplatz. Mächtig Aufwind haben diese auch vom offiziellen Stadtmarketing inzwischen nachhaltig geförderten "windigen" Ambitionen am vergangenen Wochenende bekommen. Die achte Auflage der 1993 gegründeten und seitdem im Zwei-Jahres-Turnus realisierten Internationalen Drachentage geriet zur kompletten Erfolgsnummer. Mehr als 25000 Besucher aus der Schwarzwald-Baar-Region, dem Bodenseeraum, vom Hochrhein und auch aus der Schweiz erlebten etwa dreihundert der besten Piloten an den dünnen Nylonschnüren aus Deutschland und dem benachbarten Ausland in Aktion. Spätestens an diesem vorletzten Mai-Wochenende stieg das Donaueschinger Wind-Festival damit in die Liga der fünf bedeutendsten deutschen Drachenfestivals auf. Und importierte eine Freizeit-Erlebnisdisziplin in den Süden der Republik, die in nördlicheren Breiten traditionell bis zu 120000 Menschen auf die Beine bringt wie etwa im nordrhein-westfälischen Lünen, dem größten Drachenspektakel Deutschlands.
Nach Gründerjahren mit Wetter-Pech und ungereifter Infrastruktur hat der Drachenclub der Baar jetzt mit einem Budget von gerade knapp 15000 Euro, aber viel Elan eines zwanzigköpfigen Organisatorenkreises die Schallmauer zu überregionalem Status durchbrochen. Der amtierende Weltmeister René Maier, Europameister, Deutsche Meister und freilich viele leidenschaftliche Drachenbau-Enthusiasten aus dem gesamten deutsprachigen Raum, Frankreich, den Benelux-Ländern und gar aus China zeigten ihre zügelnden Künste beim Lenkdrachenballett oder präsentierten dekorative Gebilde: mächtige Windturbinen von über fünfzig Metern Länge, 500 Meter lange Drachenketten, aber auch Windspiele in traditionellen Bautechniken und mit "historischen Ornamenten". Nur für die ganz großen stablosen Drachenfiguren war der Wind an beiden Wochenend-Tagen zu müde.
Ausdrückliche Wertschätzung vom Publikum erfuhr dafür der Charakter dieser Open-Air-Attraktion: Ohne Eintritt bezahlen zu müssen, konnten tausende Besucher die Flugplatzwiesen als Wochenendquartier nutzen, mengten sich zwanglos unter die Experten, genossen das vielfältige gastronomische Angebot, bummelten durch "Boxengasse" und Einkaufsmeilen, buchten Hubschrauberrundflüge und lernen den Flugplatz kennen. Oder ließen sich eben um die Aktionsfelder nieder, wo der Fachbuch-Autor Rainer Neuner schwierige Kampfdrachen-Spiele, Wind-Ballett und Wettkämpfe kommentierte und eine vielen Besuchern wenig geläufige Freizeitsportart vorstellte. Und so mancher Gast reiste gestern Abend aus Donaueschingen ab - mit einem Anfänger-Set moderner Drachenbau-Technik im Kofferraum.
Wolfgang Losert
Fotogalerie unter
www.suedkurier.de.
Infos unter
www.dc-baar.com.
TV-Reportage in der SWR-Landesschau
am Donnerstag, 24. Mai, ab 18.45 Uhr.