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Südkurier
Donaueschingen                               09.05.2005
Drachentage: Auftakt-Pech, Final-Glück

Aufheiternder Sonntag bescherte dem Himmelszirkus eine versöhnliche Gesamtbilanz - Sechs Nationen dabei

Mit einem verregneten Auftakt und dem versöhnlich aufheiternden, aber immer noch kühlen Finaltag wurden die 7. Internationalen Drachentage auf dem Donaueschinger Flugplatz am Wochenende zum kontrastreichen Ereignis. Mit etwa 18000 Besuchern und 350 Akteuren blieb dieses Himmelsspektakel am Ende auch deutlich unter der 2003 gesetzten Rekordmarke.

VON WOLFGANG LOSERT

Bild:

Windenergie-Nutzung einmal ganz anders: die Buggys als viel bestaunte Spezies bei den Drachen-tagen.

Von dort, wo der Drachensport in Festivalformat seine Heimat hat - den Meeresküsten - von dort schien die Donaueschinger Binnenland-Kopie am Wochenende auch das typische Wetter eingeholt zu haben. Ruppiger Wind bis zur Stärke sieben und heftige Regenschauer verwitterten den Samstag; nur einige hundert Besucher stellten sich an der Vorführ-Manege bei der Rollbahn und auf der Volksfestmeile vor dem Flugplatzhotel ein. Dabei war der organisatorische und gastronomische Rahmen erstmals auf die tatsächlichen Bedürfnisse dieser Großveranstaltung jurstiert, war der Donaueschinger Messe-Gastronom Franz Kuttruff mit einem Buden-Dorf am Fuß des Towers und einem "Teilort" draußen an der Rollbahn auf das Besuchermaß von 2003 eingestellt, als mehr als 30000 Menschen gekommen waren. Ein musikalisches Rahmenprogramm sogar hatte der Caterer aufgeboten: Gastspiele der Hüfinger Stadtmusik und der beiden Formationen "Staff-Band" und "Stainless". Aber auch Kinderspielplätze, Hubschrauberrundflüge, der Tag der offenen Tür bei der Luftsportvereinigung und sogar ein kleiner "Messebereich" mit Firmen aus der Region dekorierten das Meeting der Himmelsstürmer zum familientauglichen Ausflugsziel, vor dem nicht einmal eine Eintrittsgeldkasse die Besuchslust staute.

Aber der gestrige Sonntag bescherte diesem 1993 von dem Stadtplaner und Kommunalpolitiker Wolfgang Karrer und Donaueschingens Stadtbaumeister Heinz Bunse (kleines Foto) gegründete Stelldichein der besten europäischen Drachenbastler und -piloten doch noch so viel Wetterglück, dass die siebente Auflage nicht gänzlich zur verflixten wurde. Aus dem marmorierten Himmel schien immer wieder die Sonne, der Wind rempelte nicht mehr, sondern streichelte das Festival. Also konnte auch das Programm an Vorführungen - wieder moderiert von dem renommierten Schweizer Fachbuchautor Rainer Neuner und seinem fränkischen Kollegen Paul May - wie geplant stattfinden. Lenkdrachen tanzten da zur Musik im synchronen Ballett am Himmel, kleine Kampfdrachen schnitzten rasant durch die Luft, mächtige Nylon-Figuren - Frösche, Kraken, Fußballer - ließen sich vom Wind in Form beatmen, riesige Turbinen kreiselten über die Grasnabe, in Wind-Buggys flitzten die Piloten über den Rollbahn-Asphalt, filigrane Drachenketten spulten sich bis zu 300 Meter weit in den Himmel und die aus Niedereschach kommende Sonja Graichen bescherte ihrem Club, dem DC Baar, einen Heimsieg. Ihre Kreation eines schwarzen Drachens, in dem zwei sich überlagernde Farb-Räder in der Luft wie ein Kaleidoskop kreiseln, gewann den ausgelobten Preis des schönsten Einleiners. Neugieriges Entzücken löste daneben auch die vor zwei Jahren erstmals ins Festival-Programm adoptierte Disziplin eines "Windgartens" bei den Besuchern aus. Der Wind spielte dort nicht nur mit Bambus-Röhren und Saiten-Instrumenten Flöte und Harfe, sondern weckte auch allerhand Propeller und Segelwerk zu vielfältiger Virulenz.

Und auch wenn die Donaueschinger Drachentage in diesem Jahr buchstäblich vom Winde zerzaust waren und sich nur halb so viel Publikum wie 2003 einstellte - einen in eine gute Zukunft weisenden Rekord hat dieses Festival doch aufgestellt. Mit Teilnehmern aus Belgien, Holland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Deutschland waren erstmals sechs Nationen am Start, worüber sich der Drachenclub-Vorsitzende Wolfgang Karrer beim Teilnehmer-Abendessen am Samstag Abend ganz besonders freute. Aber vielleicht wirkt ein anderes Indiz noch viel stärker als Beleg dafür, dass sich die Baaremer Drachentage etabliert haben in der Liga der großen einschlägigen Festivals in Europa. Aus Paris, wo ebenfalls an diesem Wochenende das bedeutendste französische Spektakel der Himmelsstürmer stattfand, signalisierte man beim DC Baar Interesse, künftig Termin-Kollisionen vermeiden zu wollen. So mancher "Star", den die Veranstalter in Paris ihrem Publikum gerne präsentiert hätten, war nach Donaueschingen gereist.


die Organisatoren
von links Heinz Bunse
und Wolfgang Karrer