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Südkurier

DONAUESCHINGEN

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MONTAG, 5. MAI 2003

SÜDKURIER NR. 102 / 59. JAHR

Ideale Bedingungen verleihen der jüngsten

Donaueschinger Großveranstaltung

eine ganz besondere Pracht

Drachentage locken 30 000 Menschen

Die 1993 gegründeten Donaueschinger Drachentage haben am Wochenende endgültig aufgeschlossen in die Spitzengruppe der Baaremer Großveranstaltungen wie Reitturnier oder Straßenmusiksonntag, deren Format und Attraktivität überregionale Bedeutung erreichen. Bei herrlichem Frühsommerwetter mit einer leichten Brise erlebten mehr als 30 000 Besucher ein buntes Spektakel, inszeniert von den renommiertesten Könnern dieser Disziplin aus mehreren Ländern.

VON

WOLFGANG LOSERT

Nach so manchen Auflagen während der vergangenen zehn Jahre, in denen dieses bunten Open-Air-Festival seine Allwettertauglichkeit unter Beweis stellen musste, stand diese Kreation im Donaueschinger Festtagskalender nun endlich in voller Blüte. Etwa siebentausend Schaulustige kamen am Samstag auf die "Steppe" des für "echte Flugzeuge" gesperrten Flugplatzes und erlebten da vor allem die Starkwind-Drachen in Aktion, die mächtig an den Schnüren ihrer "Kutscher" zerrten. Bis zu vierzig Meter lang blies der Wind die Kraken und Monster, Fußballer-Beine und Taucher, Katzen und Fische auf und machte damit vor allem Kindern eine Freude.

Doch noch größer war das Wetterglück für dieses bedeutendste Meeting der Drachensport-Szene in Süddeutschland am gestrigen Sonntag. Stabiler und gar nicht mehr ruppiger Wind föhnte über die Flugplatzwiesen, genau richtig für die attraktivste Gattung von Himmelsstürmern im Gepäck der rund 300 angereisten Drachenbauer- und Drachensportler aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Holland, die Schwachwind- Drachen. Ein fast 600 Meter in den Himmel schwänzelndes "Rückgrat" ans über tausend kleinen Elementen spulten sich dann ab, eine dreißig Meter lange Windturbine walzte sich über der Grasnabe, ein Schwarm Kraniche und allerhand anderes Gertier standen am Himmel, die Piloten in ihren dreirädrigen WindBuggy, huschten am Drachensegel über die Rollbahn. Und ideal waren die Bedingungen auch am Vorführfeld, wo mehr als ein Dutzend nationale Champions ihrer Disziplin aus Frankreich und Deutschland mit ihren Lenkdrachen demonstrierten, dass Drachensport sehr viele bewegter und bewegender sein kann als die Freizeitangler- Manier, in der Animateure am unteren Drachenschnur-Ende ausharren. Denn aus Frankreich und der Schweiz waren die amtierenden Nationalmeister angereist und führten rasante Flugmanöver vor, zeigten ihr beeindruckendes Geschick am Zügel beim Ballett oder in synchroner Choreographie. So manchen Aha-Effekt vermittelten dem Publikum dabei die beiden Kommentatoren Rainer Nenner und Paul May, die dabei schnell aufräumten mit dein Vorurteil, Drachenfliegen sei doch eigentlich nur was für Schulbuben auf herbstlichen Stoppelfeldern.

Das Novum

Die virtuose Perfektion der Akteure vermittelte dieses Spektakel der Himmelstürmer gestern den knapp 25 000 Besucher aus ganz Süddeutschland und den Nachbarländern. Und ein Novum wurde ihnen beschert. Zum erstenmal gab es eine zweite thematische Variation von Windspielen neben den klassischen Drachen, stellten die beiden Franzosen Didier Ferment und Patrik Guilbert und der Weinheimer Uli Wahl ihren Klanggarten vor. Diese erstmals 1996 bei einem französischen Drachentreffen von dem Holländer Robert Valkenburgh entwickelte Performance den Installationen bei den Donaueschinger Musiktagen nicht unähnlich - verfolgt das Ziel, den Wind musizieren zu lassen. Viel Publikum näherte sich interessiert den Harfen und Flaschen-Pfeifen, den läutenden Bambus-Propellern und akustischen Apparaturen, welche die Akteure aus China und auf Bali abgeschaut haben, wo ähnliche Instrumente zu rituellen Zwecken eingesetzt werden. In zwei Jahren wollen die drei Debütanten wieder kommen, signalisierten sie den Festival-Organisatoren vom Drachenclub der Baar, Wolfgang Karrer und Heinz Bunse.

Ohnehin war für die Beiden die sechste Drachentage-Auflage in vielerlei Hinsicht zum Muster besten Gelingens geworden: Das Publikum war entzückt vom Charme dieser Veranstaltung, den auch Bürgermeister Bernhard Kaiser gestern lobte und Anerkennung aussprach. Die namhaften Akteure der in Deutschland neuerdings, wieder schrumpfenden Drachensport-Szene gaben spontan ihre Wiedersehens-Zusage für die Zukunft. Das Publikum erlebte zwei Open-Air Erlebnistage mit einem kurzweiligen Hauptprogramm zum Nulltarif und effektvollen Zugaben wie Heißluftballons-Starts und Heli-Rundflügen. Und die Stadt Donaueschingen lackierte am Wochenende ihr Stadtmarketingimage mit einer erfolgreichen Veranstaltung nach, die im Breitwand-Format angekommen ist.

Picknick unter bunten Sternen. Zehntausende aus ganz Süddeutschland nutzten die Donaueschinger Drachentage als willkommenes und auch kostenloses Ausflugsziel und fanden sichtlich Gefallen daran.

Musiktage treffen Drachentage:

im Klanggarten musizierte der

Wind mit allerhand Instrumenten

wie der Windorgel aus

Plastikflaschen. 

BILDER: FOTO-FISCHER

 

Auf die Plätze! Zur Volksbewegung

wurde Drachensport am Wochenende

in vielerlei Hinsicht. Dreihundert

Akteure gingen für 30 000 Zuschauer

an den Start

 

Großes Spielzeug für Klein und

Groß. diese dreißig Meter lange

Turbine war einer der gefräßigsten

Wind-Verwerter der Drachentage,

wo vor allem am Samstag solche

mächtigen Geschöpfe im richtigen

Element waren.

 

Eigentlich nur Dekoration der

Drachentage, aber dennoch ein

eindrucksvolles Bild: die Heißluftballons

der Gruppen Graf Zeppelin und Bölling.

 

 

Der Himmel als Aquarium:

viel Meeresgetier schwamm dort mit.