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Freizeit

Badische Zeitung                   FREIZEIT                 September 2003

Drachenflug - sportlich
oder meditativ

 

Im Herbst heißt es Leinen frei
für Trickflug, Teamflug, Kampfdrachen

Auch die flache Wiese eignet sich

Der natürliche Feind des Drachens ist der Baum und "Ein guter Drachen ist einer, der fliegt" - das sind die beiden Weisheiten des Drachensports. Doch bis der, Drachen überhaupt einmal in Baumwipfelhöhe ist, vergehen bei unerfahrenen Drachenpiloten oft Stunden. "Ein Anfänger sollte sich zunächst einmal überlegen ob er den sportlichen Lenkdrachenflug erlernen oder ob er mit dem Einleiner eher die meditative Seite des Drachenflugs kennen lernen will," meint Wolfgang Karrer vom Donaueschinger "Drachenclub der Baar". Diese beiden Drachenflugarten seien so unterschiedlich "wie im Skisport der Langlauf und der Abfahrtslauf".Eine der spektakulärsten Facetten des Lenkdrachensports ist der Trickflug. Mit bis zu vier Leinen werden waghalsige Flugmanöver gesteuert. Die Tricks tragen durchweg englische Namen wie "Spike", "Coin Toss", "Backflip" oder "Slotmachine" und sind nur etwas für echte Könner: Beim "Spike" rast der Drachen im Sturzflug zur Erde, vollzieht in etwa drei Metern Höhe eine Vierteldrehung und bleibt - im günstigen Fall - mit einer Flügelspitze im Boden stecken.

Spiel mit dem Wind: Herbstzeit ist Drachenzeit Foto: DDP

Wie viele Drachen auf diese Art und Weise schon zu Bruch gingen, war beim Drachenverband der Drachenfreunde - dem "Drachen-Club Deutschland" - nicht zu erfahren. Der "Backflip" ist weniger gefährlich: Der Drachen wird über dem Kopf des Lenkers stark beschleunigt, dann wird extrem viel Leine gegeben, woraufhin sich der Drachen auf den Rücken legt und weiterfliegt.

Einer Choreographie in luftiger Höhe folgen die bunten Drachen im so genannten Teamflug. Beliebt sind zur Zeit Tempowechsel im Himmlischen Drachentanz: Langsame Passagen wechseln mit lebhaft und beschwingt geflogenen Flugmanövern ab. Was in der Luft verspielt aussieht, ist harte Arbeit am Boden: Die Leinen der Drachen dürfen sich während der Flugschau nicht verheddern oder gar verknoten, sonst folgt der Totalabsturz.

Doch auch, der Tod eines Drachens wird von Drachenfans ästhetisch zelebriert. Die Halter der besonders wendigen, einleinigen Kampfdrachen haben nur ein Ziel den gegnerischen Flugkörper vom Himmel zu holen, "Dabei wird versucht, durch geschickte Flugmanöver den Wind aus dem konkurrierenden Drachen zu nehmen und ihn abstürzen zu lassen", erklärt Otto Betz vorn "Drchenclub Breisgau" "Kampfdrachenturniere sind mittlerweile fester Bestandteil fast jeden Drchenfestes" berichtet der Vereinsvorsitzende Betz. Der Kampfdrachensport, der seit wenigen Jahren in Europa im Aufwind ist, geht jedoch nicht auf eine Idee eines Funsportaktivisten zurück, sondern wird in Asien schon seit Jahrhunderten gepflegt. Nordindien und Pakistan sind die Hochburgen des Drachenkampfes; in Städten starten die Piloten ihre seidenen Flugtiere meist von flachen Häuserdächern. Es soll schon vorgekommen sein, dass ein Pilot in seiner Siegeseuphorie vom Dach gefallen ist. Mit welchen Folgen ist nicht bekannt.

Dieses Problem haben die rund 40 Mitglieder des "Drachenclub Breisgau" nicht. Sie starten ihre selbst gebauten Flugdrachen auf einer flachen Wiese bei Hausen an der Möhlin. "Man muss nicht immer auf einen Berg steigen oder ans Meer fahren, um einen Drachen fliegen zu lassen," meint Vereinsvorsitzender Otto Betz.

Harter Kampf: 250 Drachen an einem Seil  Foto: DPA

Gerade auf dem Schauinsland gebe es immer wieder Ärger zwischen Bauern und rücksichtslosen Drachenfans, die die Äcker und Wiesen der Landwirte zertrampelten. Ungenutztes Land in der Ebene, zum Beispiel in der Nähe des Industriegebiets Haid oder an der alten B31 bei Kappel seien zum Drachenflug hervorragend geeignet, "Da weht dann zwar nur ein leichter Wind, aber auch dafür gibt es den richtigen Drachen", erklärt der Fachmann. Hochwertige, federleichte Drachen eben mit einer Spinacker-Nylon-Bespannung fliegen schon bei einer Windstärke von 0,5 Beaufort. Solche Leichtwinddrachen, die in Sportgeschäften oder im Spielwarenhandel erhältlich sind, können gut 130 Euro kosten. Ein günstigerer Lenkdrachen ist etwa von 25 Euro an aufwärts zu haben.Die einleinigen Kinderdrachen mit einer Plastikbespannung und Schmetterlings- oder Dinosaurieraufdruck gibt es schon von vier Euro an - dafür sind sie aber auch dermaßen schwer, dass sie oftmals erst bei einer Windstärke in die Luft gehen, wenn ihre natürlichen Feinde - die Bäume - schon schwanken.

Katharina Fraunhofer

 

Die Buchtipps zum Drachenbau:

Klaus Scholl, Kinderleichte Drachen mit Fluggarantie, Frechverlag, Stuttgart, 6,90 Euro;

Herbert Januschkowetz, Einfache Drachen selber bauen, Englisch Verlag, Wiesbaden, 7,20 Euro.

 

Drachen-Flugregeln

bulletDrachen nie in der Nähe von Stromleitungen, Straßen oder Gleisen steigen lassen,
bulletImmer einen Abstand von mindestens drei Kilometern zu Flughäfen einhalten.
bulletNiemals Leinen berühren, die über Stromleitungen liegen.
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Stark gespannte Leinen können Schnittwunden verursachen.

Deshalb: Drachen niemals flach über Menschen oder Tiere fliegen lassen.

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In Deutschland darf die Leine nie länger als 100 Meter sein.

bulletKeinen Drachen vor, bei oder kurz nach einem Gewitter steigen lassen.
bulletDrachenfliegen in Natur- und Vogelschutzgebieten ist untersagt.
bulletBei Tieren können Drachen Panik auslösen.
bulletKeinen Abfall auf der Wiese zurücklassen.
bulletBäume oder Sträucher nicht als Bodenanker missbrauchen.
bulletNur auf ungenutzten Wiesen Drachen steigen lassen.

Quelle, Drachen-Club Deutschland

www.dcd-online.de

FREIZEIT ist eine Beilage der Badischen Zeitung

Redaktion:

Rolf Müller, Michael Sträter

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung:

Badischer Verlag GmbH & Co. KG

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